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Ein Sonntag im Leben der TG 1 oder wie der Vizepräsident zum Tourenchef wurde

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Manche Tage sind einfach besser als andere und bei uns sind die besseren Tage meistens die, die wir auf dem Wasser verbringen. Dass dem nicht immer so sein muss, wurde den TG 1 Jungs samt Trainerin am vergangenen Sonntag eindrücklich bewiesen, aber lest selbst!
  • Gruppenbild auf dem Jochpass
  • Pause muss sein
  • Richtig weit weg war das Wasser nie

Es wird gemunkelt, dass die meisten Kanutinnen und Kanuten sportlich eher einseitig begabt sind. Aussenstehende bezeichnen den Kanusport als Auffangbecken für gescheiterte Turner oder Fussballerinnen und "Grobmotoriker" oder "Bewegungslegastheniker" sind die wenig schmeichelhaften Bezeichnungen, die sich manch eine_r schon anhören musste. Allerhöchste Zeit also, dass dieses unsägliche Gerücht ein für alle Mal aus der Welt geschafft wird.

Am Anfang stand - zumindest in der Erinnerung der Autorin - der Gigathlon 2019 in Buochs/Ennetbürgen und Sarnen. Plötzlich sah man Kanuclub-Mitglieder schwimmend, laufend, rennvelofahrend, trailrunnend, mountainbikend oder bei-allem-helfend durch Ob- und Nidwalden flitzen und manch ein verborgenes Talent (oder mindestens Hobby) kam zum Vorschein.

Rund ein Jahr später folgte dann die vizepräsidiale Aufforderung, eine gemeinsame Mountainbiketour zu unternehmen. Dass der Vizepräsident regelmässig auf (oder eben auch neben) dem Mountainbike anzutreffen ist, ist spätestens nach dem verletzungsbedingt verpassten Kanumarathon vom letzten Jahr bekannt. Gerüchteweise hat man ausserdem vernehmen können, dass die vier ältesten TG1-Athleten in den vergangenen Wochen öfter auf zwei Rädern die Emmetter, Ennetbürger und Beckenrieder Wälder unsicher gemacht haben. Zum Schutz des mütterlichen Wohlbefindens werden hier keine weiteren Details preisgegeben.

Nun aber zurück zum Sonntag. Nachdem die ursprünglich geplante Tour über den Surenenpass wegen zu vielen Schneeresten nicht in Angriff genommen werden konnte, fiel die Wahl auf die Route Melchsee-Frutt - Jochpass - Engelberg, notabene eine der Gigathlonstrecken von 2019. Allerdings mit dem nicht unwesentlichen Unterschied, dass nicht Engelberg - Sarnen sondern Buochs retour gefahren werden sollte. Das kühle Erwachsenengetränk am Feierabend will schliesslich verdient sein. Die Länge der Tour und für den Nachmittag angesagte Gewitter veranlassten den Tourenchef aka Vizepräsident aka Gianni dann dazu, den Treffpunkt am Vorabend noch auf die gar unchristliche Zeit von halb sieben Uhr morgens vorzuverlegen. Ein Schelm ist wer jetzt denkt, dass solche Zeiten von der TG 1 sowieso nicht eingehalten werden können... Nun ja, diverse Sportuhren wurden ca. 06.45 gestartet und der Startpunkt lag statt beim Wassersportzentrum etwas mehr Richtung Dorf. 

Bereits auf den ersten Kilometern nach Ennetmoos wurde ein flottes Tempo angeschlagen und schon am Allweg zeigte sich, dass die Steigungen heute die Spreu vom Weizen trennen würden. Allerdings entsprach die Bergpreis-Zwischenrangliste an dieser Stelle (Jonah vor Cornel vor Annalena) längst nicht dem Stand am Ende des Tages. Weiter ging es Richtung Kerns und man spürte, aus welchem Holz die TG1er geschnitzt sind. Statt gemütlich auf der Hauptstrasse Richtung Stöckalp zu pedalen, wurde dank eine Intervention von Jonah der steilere, aber landschaftlich und verkehrstechnisch reizvollere Weg via Flüeli eingeschlagen. Missfallen darüber äusserte einzig die Trainerin, die sich wohl Sorgen um ihre Konditionsreserven machte.

Auf der Stöckalp angekommen war es Zeit für die erste Pause. Gewisse Langschläfer mussten sich schliesslich ein verspätetes Frühstück genehmigen und auch der Rest der Gruppe konnte angesichts der kommenden Herausforderungen noch eine Stärkung vertragen. Schliesslich machten sich Vizepräsident und Trainerin als Erste auf den Weg Richtung Melchsee-Frutt, in Anbetracht des Trainingszustands war der Vorsprung gerechtfertigt, allerdings auch bald wieder aufgebraucht. Die Fahrt auf die Melchsee-Frutt ist schnell erzählt. Es geht hinauf, um die Kurve und wieder hinauf. Autos waren zum Glück wenige unterwegs und das Bergpreis-Ranking veränderte sich drastisch. Da die Autorin als Letzte im Ziel einfuhr ist es schwierig, genaue Aussagen über die Reihenfolge zu machen, aber ganz vorne waren ein Doppel-Vizeweltmeister, ein Vizepräsident und ein Maximales-Bikegewicht-Vize vertreten. Gemeinsam wurde dann die allerletzte Steigung bis zur Melchsee-Frutt bewältigt und bei schönstem Sonnenschein die Genuss-Etappe Richtung Engstlenalp gestartet. Die müden Beine konnten etwas gelockert werden und Luis (wer denn sonst) machte sogar eine Damenbekanntschaft (siehe Bildergalerie). Hoch über dem Engstlensee folgte dazu das erste Trailstück des Tages, das inklusive Schiebepassage von allen problemlos gemeistert wurde. Alleine für diesen Teil der Strecke hat sich die Anstrengung gelohnt!

Kenner der Gegend wissen, dass nach dem Genuss noch die Arbeit in Form des Aufstiegs zum Jochpass folgt. Tragend, schiebend und ab und zu auch fahrend wurde die letzte Etappe vor dem ersehnten Mittagessen bewältigt. Manch ein entgegenkommendes Wandererpaar (es waren wirklich nur Paare unterwegs) mag sich gefragt haben, warum wir zwischen 6.5 (G.C.) und (gefühlten) 15kg (J.A., J.M., A.K.) schwere Mountainbikes auf den Berg schleppen, aber die Rösti im Berghaus muss schliesslich verdient werden. Die Diskussionen über die optimale Schiebe- bzw. Tragetechnik sind übrigens nach wie vor nicht abgeschlossen. Nach einem kurzen energetischen Zwischentief bei Cornel erreichten schliesslich alle gemeinsam pünktlich um 12.00 Uhr die Passhöhe. Die Energiereserven wurden mit einem Chicken-Nuggets-und-Pommes-Apéro gefolgt von Bratwurst mit Rösti wieder aufgefüllt und der Flussigkeitsverlust wahlweise mit Rivella oder Orangenmost ausgeglichen. Da vom Engelbergertal her Nebel heraufzog wurde das Dessert kurzerhand verschoben und alles machte sich bereit, die hinaufgestrampelten Höhenmeter wieder loszuwerden.

Gestartet wurde auf dem Trudy-Trail hinter dem Berghaus - für den ein oder anderen bzw. auch die andere wohl ein etwas gar unsanfter Einstieg, die Abfahrtsgeschwindigkeit und -technik liessen auf jeden Fall zu Beginn noch sehr zu wünschen übrig. Das besserte sich aber nach ein paar Kurven und spätestens auf dem flowigen Jochpass-Trail genossen alle sechs die Abfahrt in vollen Zügen. Manch einer sogar so sehr, dass er zwischenzeitlich die Bodenbeschaffenheit bzw. Schneehöhe etwas genauer prüfen musste. Ein paar Technikstunden (you hear me, Dani F., Alex D.?) wären aber sicher eine tolle Ergänzung in zukünftigen Trainingsplänen. Ohne weiter Zwischenfälle und mit nur wenig Wasser von oben war Engelberg erreicht und weiter ging es durch die Aaschlucht Richtung Wolfenschiessen. Bei einem Dessertstop im Schlüssel in Büren (merci Gianni!) wurden der obligate Platzregen abgewartet und die Erlebnisse des Tages noch einmal besprochen, bevor es entlang der Engelbergeraa zurück nach Buochs ging.

Nach 86 Kilometern, 2000 Höhenmetern und 6.5 Stunden Fahrzeit kamen wir dann kaputt aber glücklich und zufrieden wieder in Buochs an. Wie es sich für die TG 1 gehört, wurde die Tour mit einem Bad im See abgeschlossen. Zur Krönung dieses sowieso schon wunderbaren Tages konnte dabei gleich noch ein Jahrhundertereignis beobachtet werden. Jan G. aus B. und Dani M. auch aus B., aber wohnhaft in E., kehrten just im Moment des Bades von einer Ausfahrt im Abfahrtsboot nach Beckenried mit Zusatzschlaufe zur Badi Buochs zurück. Wer es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, wird es nicht glauben!

Lieber Gianni, danke für die Initiative und die geniale Tour! Liebe Jungs, danke für's Mitnehmen und dass ihr so seid, wie ihr seid! Lieber Petrus, danke für das perfekte Wetter-Timing!

Annalena

P.S.: Auf dem Surenenpass hat's sicher bald keinen Schnee mehr...