Direkt zum Inhalt

Die abenteuerlichen Reisen des Jan Tex

W
F
Wer ist Jan Tex? Und wohin führten ihn seine abenteuerlichen Reisen? Erfahrt mehr dazu im neusten News-Beitrag!
  • Jungspund Janis

Die folgende Geschichte hat sich vor nicht allzu langer Zeit im schönen Schweizerlande zugetragen. Es war zu der Zeit im Jahr, in der die Kanutinnen und Kanuten langsam wieder die Vorzüge der heimischen Fliessgewässer erkundeten und sich auf den Tanz mit Wellen und Walzen in der neuen Wettkampfsaison vorbereiteten. Besonders grosse Mühe gab sich dabei Jungspund Janis aus Beckenried. Unermüdlich pflügte er sein Paddel durch die blauen Fluten des Vierwaldstättersees und stählte seinen Körper nach dem Vorbild des griechischen Adonis, um für die grossen Prüfungen des Jahres gerüstet zu sein. Als dann die Zeit der Flussbefahrungen gekommen war stellte er fest, dass seine jugendlichen Glieder noch nicht ganz mit dem Druck seines grossen Paddels umgehen konnten. Glücklicherweise konnte der Beckenrieder Jüngling auf die Erfahrung seiner Kameraden zurückgreifen und rasch war ein Tausch organisiert. So trug es sich also zu, dass Janis die erste grosse Prüfung auf der Simme mit dem Paddel von Kameradin Hannah in Angriff nahm.

Die Simme schlängelt sich zunächst leise plätschernd, dann munter rauschend und zuletzt weiss schäumend durch die lieblichen Wiesen und baumbestandenen Schluchten des Berner Oberlandes. Zwischen Ufer und Felsen zwängen sich die Wassermassen hindurch und bieten den Kanutinnen und Kanuten die schönste Spielwiese. Deswegen war die Simme in jenem Jahr auch zum Ort der Bestimmung der schnellsten Schweizer Paddlerinnen und Paddler auserkoren worden. In einer der ersten Übungsfahrten der Nidwaldner Rennkanuten nahm das Schicksal dann seinen Lauf. Die Schlüsselstelle der Wettkampfstrecke, der sagenumwobene "Simmestein" wurde Janis zum Verhängnis. Trotz heroischer Unterstützung durch Kamerad Luis musste er sein sicheres Boot verlassen und durch die reissenden Fluten der Simme ans Ufer schwimmen. Während sein Boot durch Kamerad und Trainerin gerettet werden konnte, war das zuvor getauschte Paddel nicht mehr auffindbar.

So, nun ist aber fertig mit dem schwülstigen Geschreibsel! Ab hier übernehme ich die Geschichte. Gestatten dass ich mich erst einmal vorstelle: Mein Name ist Jan Tex und ursprünglich komme ich aus der Slowakei. Das ist ein kleines Land in Osteuropa - sagt euch wahrscheinlich nichts, ist aber auch egal. In die Schweiz geschafft habe ich es vor längerer Zeit schon. Schliesslich bin ich in Paddlerkreisen ziemlich beliebt und deswegen auch in Nidwalden gefragt. Bei der netten Hannah habe ich eine schöne Zeit verbracht, sie hat mich überall mit hin genommen und eingentlich nie aus den Augen ähh Händen gelassen. Wir waren in Frankreich, in Italien und letztes Jahr sogar im fernen Mazedonien. Wirklich spannend, was man da so alles an Flüssen sieht. Nur die langen Fahrten, eingepfercht in Gitterkörbe müssten wirklich nicht sein. So viel Nähe zu meiner Verwandschaft kann ich auf Dauer nicht ertragen!

Neulich ist aber alles anders geworden. Hannah hat mich doch tatsächlich diesem Unbekannten überlassen. Stellt euch das mal vor, gibt die mich einfach so mir nichts, dir nichts einem anderen Paddler in die Hand. Wie soll ich damit umgehen? Und dann hat der auch noch so grosse Pranken. Wo ich doch gerade so schön an kleine Fraunehände gewöhnt war. Ungeheurlich ist das! Tja, man kann sich seine Paddler eben nicht aussuchen. Begonnen hat's dann ja noch ganz gut. Kaum war wieder Wasser in den Bächen wurde ich schön regelmässig eingesetzt, durfte mal wieder Tessiner Südluft schnuppern und an die grossen Hände hab ich mich mit der Zeit auch gewöhnt. Ein bisschen mulmig war es mir dann aber schon, als wir uns gemeinsam auf die Simme gewagt haben. Immerhin waren wir vorher noch nicht auf so schwierigem Zeug unterwegs und siehe da, plötzlich lag ich dann alleine im Wasser. Versteht micht nicht falsch, das kann mal passieren, kein Problem, nur irgendwann wird es für mich halt ein bisschen unangenehm. Ich schwimme zwar obenauf, aber mit der Fortbewegung hab ich es nicht so und wenn ich schreie hört mich auch nie einer.

Ich kann euch sagen, die Simme gefällt mir ja, aber irgendwann wurde es sogar mir zu bunt. Da hänge ich stundenlang im Gebüsch am Ufer, andauernd paddeln Leute an mir vorbei und KEINER sieht mich! Dabei glotzen machen von denen noch wie wahnsinnig ans Ufer. Blinde Hühner, alle zusammen!

Als ich schon dachte, dass ich für immer hier hängen bleiben muss, hat mich dann doch noch einer gefunden, rausgezogen und - wer hätte das gedacht - zusammen mit ein paar entfernten Verwandten in ein Auto gesteckt. Erst nach stundenlanger Fahrt bin ich in einem fremden Wohnhzimmer wieder ans Tageslicht gelassen worden un ddas auch nur, um kurz darauf in einen Karton verpackt zu werden. Ich bitte euch, Anhänger, Autos, Bootshäuser - all das ist ja kein Problem. Aber eine Kartonkiste? Da war ich kurz nach der Geburt zum letzten Mal und eigentlich wollte ich da NIE WIEDER hin! Was man nicht alles für seine Paddler macht...

In der Kartonkiste ging es dann nämlich von Deutschland wieder zurück in die Schweiz zu diesem Janis. Deutschland? Ja genau, Deutschland? Zwischen all den blinden Hühnern ist nämlich ein adleräugiger Paddler aus Deutschland auf der Simme aufgetaucht und hat mich aus dem elenden Gebüsch befreit. Warum er mich dann erst zu den Germanen geschleppt und dann in dem unsäglichen Karton wieder zurückgeschickt hat, ist mir allerdings schleierhaft. Immerhin bin ich jetzt wieder beim Janis, beziehungsweise hat der mich postwendend der Hannah zurückgeben müssen. Die war nämlich gar nicht glücklich über mein Verschwinden...

Was bin ich froh, der ruhige Sommer auf dem Vierwaldstättersee kann kommen! Ich hatte wirklich genug Abenteuer für dieses Jahr! Aber he, was ist das? Nimmt mich die Hannah doch tatsächlich in aller Herrgottsfrüh aus meinem Schlafplatz in der Bootshalle, steckt mich in so eine eklig enge Hülle und verfrachtet mich in eine Anhängerkiste?! Vorbei ist's mit der Ruhe. Bis nach Bosnien muss ich jetzt hier neben diesen komischen Verwandten aus Solothurn liegen - ich armer Kerl! Was die in Bosnien wollen? Keine Ahnung! Vielleicht schaut ihr euch in den nächsten Tagen nochmal hier um - vielleicht erfahrt ihr es dann. Ich muss mich jetzt erholen!